Blick auf Schloss Augustusburg vom Bahnhof kommend (2020).
Vom Bahnhof Brühl führt der Weg in gerader Linie in den Ehrenhof von Schloss Augustusburg. Dass die Bahn einen Teil des Schlossparks abschneidet und der 1844 eröffnete Bahnhof über den von Wesseling kommenden Weg zum Schloss errichtet wurde, ist kein Zufall.
Die Absicht der damaligen Bonn-Cölner-Eisenbahn-Gesellschaft war, Schloss und Schlosspark unmittelbar an Köln anzubinden. Die Kölner sollten so Gelegenheit haben, schnell Brühl zu erreichen. Da Köln als Festungsstadt damals noch in den mittelalterlichen Mauerring eingezwängt war, wollte König Friedrich Wilhelm IV., dass Brühl für Köln das werde, was der Tiergarten für Berlin war. Natürlich erhoffte sich die Eisenbahn-Gesellschaft aus dem Passagiergeschäft Einnahmen und führte sogar eine 4. Klasse ein, damit auch weniger Bemittelte die Eisenbahn benutzen konnten.
Ehemalige Landesburg Brühl. Ausschnitt aus dem Kupferstich von Franz Hogenberg 1575.
Schloss Augustusburg entstand ab 1725 unter Einbeziehung der Ruine einer 1689 zerstörten Wasserburg. Architekt war zunächst der Westfale Johann Conrad Schlaun, der unter Beachtung der Kosten ein „Kurfürstliches Jagdhaus“ errichten sollte. Die noch brauchbaren Teile der Burgruine wurden einbezogen, der umlaufende Wassergraben der Burg blieb erhalten. Der mittelalterliche Rundturm an der Nordwestecke, dessen Abbruch teuer geworden wäre, erhielt ein Pendant an der Südwestecke. Vor dem nach Osten gerichteten Ehrenhof sollte ein Gartenparterre entstehen, durch das die Zufahrt führte. Aber als der Rohbau stand, wurde Schlaun 1728 entlassen und durch François de Cuvilliés ersetzt. Dieser änderte die Disposition des Schlosses grundlegend hin zu einem Residenzschloss. 1735 ließ Cuvilliés den Graben zuschütten und die Türme abbrechen. Kosten spielten jetzt offenbar keine Rolle mehr.
Prunktreppe von Balthasar Neumann. Foto: Horst Gummersbach
Im Inneren verlegte er die Appartements in den Südflügel und verschob das Treppenhaus nach Norden. Die Planung für das Treppenhaus übernahm Balthasar Neumann. Statt des von Schlaun vorgesehenen Gartens im Osten entstand nach Plänen von Dominique Girard ein der Südseite vorgelegtes Parterre, wie es noch heute erlebbar ist.
Schloss Augustusburg, Südseite 2020. @Archiv Burg Schwadorf
Die drei Flügel des Schlossgebäudes, dreigeschossig und mit Mansardwalmdächern versehen, blieben jedoch in der von Schlaun angelegten Größe erhalten. Im Detail zeigt gerade die Ansicht des Ehrenhofs noch deutliche Spuren des Entwurfs von Schlaun. Hier sind vor allem die abgerundeten Ecken zu nennen – ein Motiv, das Schlaun während seiner Zeit in Rom 1722 kennengelernt hatte. Ebenfalls römisch sind die Aufsätze auf den Stirnseiten der Seitenflügel, die in den Aufsätzen von Berninis Arkaden um den Petersplatz ihr Vorbild haben. Geändert hat Cuvilliés die Fenster, deren Brüstungen er wegbrechen und durch Gitter ersetzen ließ. Außerdem verzichtete er auf die Balustraden, die Schlaun am verbindenden Westflügel auf dem Giebel des Mittelrisalits vorgesehen hatte.
Den eindrucksvollen Blick auf die Ehrenhofseite von Schloss Augustusburg haben noch heute alle, die mit der Bahn in Brühl ankommen.
Dr. Ulrich Stevens